Elektrospray-Ionisierung (ESI)

Die Elektrospray-Ionisierung (ESI), die Mitte der 1980er Jahre von J. Fenn etabliert wurde, gehört zur Gruppe der Atmosphärendruck-Ionisationsmethoden (API). Es handelt sich um eine weiche, schonende Methode zur Ionisierung, die u. a. in der Biochemie zur Analyse von großen, schwerflüchtigen Molekülen eingesetzt wird. ESI eignet sich besonders für mittel bis stark polare Analyten und zeichnet sich im Vergleich zu anderen API-Techniken, wie Photoionisierung (APPI) oder chemische Ionisierung (APCI), durch eine hohe Ionisationseffizienz über einen breiten Massenbereich aus. Ein weiterer Vorteil der ESI liegt darin, dass vergleichsweise wenig Energie auf die Analyten übertragen wird und auch Lösungen mit niedrigen Konzentrationen effizient ionisiert werden können. Bei der Kopplung von Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie ist ESI die Methode der Wahl, wobei eine zusätzliche Auftrennung komplexer Gemische und somit die massenspektrometrische Analyse einzelner Fraktionen erreicht werden kann. [1]

Der ESI-Prozess beruht auf der Überführung von verdünnten Lösungen in gasförmige Analytionen, indem die Flüssigkeit durch eine Sprühkapillare, an der eine Hochspannung von etwa 3 bis 4 kV anliegt, geleitet wird. Durch die bestehende Potentialdifferenz zwischen der Metallkapillare und der Gegenelektrode wird eine Ladungsseparation in der Lösung hervorgerufen. Es bildet sich ein sogenannter Taylor-Kegel am Ende der Kapillare, der in einen Strahl übergeht, welcher wiederum in geladene Tropfen, die den Analyten enthalten, aufbricht. Der Zerfall der geladenen Tropfen entlang des elektrischen Feldes erfolgt durch eine schrittweise Verdampfung des Lösungsmittels, wodurch die geladenen Tropfen an Größe verlieren und die Oberflächenladung eines einzelnen Tröpfchens zunimmt, bis das Rayleigh-Limit erreicht ist. Durch Coulomb-Abstoßung zerfallen die geladenen Tropfen, in einer sogenannten Coulomb-Explosion, in mehrere Tröpfchen geringerer Größe. Dieser Prozess wiederholt sich, bis aus den immer kleiner werdenden Tröpfchen gasförmige Analytionen freigesetzt werden. Abhängig von der Polarität der angelegten Spannung können im ESI-Prozess entweder positive Ionen [M+H]+ durch Protonierung oder negative Ionen [M−H] durch Deprotonierung der Analytmoleküle erzeugt werden. [1-3]

Die Anwendung der ESI mit anschließender Detektion durch FT-ICR-MS (Fourier-Transform Ionenzyklotronresonanz Massenspektrometrie) stellt u. a. eine geeignete Methode zur Charakterisierung der komplexen chemischen Zusammensetzung von Aerosolproben aus diversen Quellen sowie zur qualitativen Analyse von Schieferölen dar.


Literatur

[1] Gross, J. H. Mass Spectrometry; Springer International Publishing: Cham, 2017.

[2] Wilm, M. Principles of electrospray ionization. Molecular & cellular proteomics : MCP2011, 10, M111.009407.

[3] Gaskell, S. J. Electrospray: Principles and Practice. J. Mass Spectrom.1997, 32, 677–688.

 


Highlights

Molecular Characterization of Water-Soluble Aerosol Particle Extracts by Ultrahigh-Resolution Mass Spectrometry: Observation of Industrial Emissions and an Atmospherically Aged Wildfire Plume at Lake Baikal

Schneider, E.; Czech, H.; Popovicheva, O.; Lütdke, H.; Schnelle-Kreis, J.; Khodzher, T.; Rüger, C. P.; Zimmermann, R.

ACS Earth Space Chem. 2022.

DOI: 10.1021/acsearthspacechem.2c00017


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